18.07.2024

Vier Fragen an Susanne Moog

Planen und Bauen

Die Beratungsstelle Barrierefreiheit setzt sich dafür ein, Bayern Schritt für Schritt barrierefreier zu machen. Dies umfasst physische Barrieren, etwa in der Architektur, aber auch digitale oder sprachliche Barrieren.

Wir wollen in einer losen Serie die Köpfe und Macherinnen porträtieren, die sich tagein tagaus für ein barrierefreies Bayern einsetzen. Heute stellen wir Ihnen Susanne Moog vor. Die erfahrene Innenarchitektin war unter anderem an der Planung des Terminal 2 und Satellitengebäudes am Münchner Flughafen beteiligt. Seit 2016 ist Frau Moog auch freiberufliche Beraterin der Beratungsstelle Barrierefreiheit.

Susanne Moog verbachte einige Zeit in Italien und berichtet im Interview über die Barrierefreiheit dort. Dennoch muss in Italien, sowie in Deutschland noch einiges im öffentlichen Raum für die Barrierefreiheit getan werden.

Foto: Tanja Elm

Frage 1: Sie haben einige Zeit in Italien verbracht und bei Architekturbüros in Mailand und Rom gearbeitet. Was können wir von der italienischen Architektur lernen und übernehmen?

Ich war einige Male in Italien in verschiedenen Büros. Mein Praktikum während des Studiums habe ich in einem Büro in Livorno gemacht. Damals war ich 23 Jahre alt.

Was mich beeindruckt hat, war der Umgang mit Licht in diesem Büro. Francesco Tomassi hat eine Schwimmhalle in der Nähe von Pisa gebaut – und das Konzept mit drehbaren Verschattungslamellen war damals sehr neu. Über Licht wurde im Büro viel diskutiert und ist natürlich in dem sonnenverwöhnten Italien ein wichtiges Thema.

Aber besonders hat mich der Umgang mit Farbe fasziniert. In Milano haben wir ein denkmalgeschütztes Stadthaus restauriert. Die Farben, die meine damalige Chefin Laura Lazzari gewählt hat, waren für mich sensationell- rosa-moosgrün–anthrazit und ein tiefes schwarzgrün für die Metallgeländer. Ich fand das sehr gewagt und würde sagen, das hat mich nachhaltig beeindruckt.

Also würde ich sagen - Mehr Farbe wagen- das kann man von italienischen Architekten lernen.

Frage 2: Und wer – Deutschland oder Italien – hat in Sachen Barrierefreiheit die Nase aus Ihrer Sicht vorne?

Das ist nicht so einfach zu sagen. Auch in Italien wird Barrierefreiheit bedacht und mitgeplant – hier haben wir aber den großen, denkmalgeschützten Gebäudebestand. Ich stelle aber fest, dass zumindest ein Großteil der Museen in Italien barrierefrei zugänglich ist. Beim öffentlichen Raum ist das hingegen sehr schwierig. Was überhaupt nicht barrierefrei ist, sind die Strandbäder am Meer. Das ist gerade für ältere Menschen ein Problem und sehr schade.

Ich würde sagen, beide Länder gehen in die richtige Richtung hinsichtlich der Barrierefreiheit und im Neubau gibt es keinen Unterschied. Im Gebäudebestand und im öffentlichen Raum ist aber noch viel zu tun – sowohl in Italien als auch in Deutschland.

Frage 3: Auf welches Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?

Natürlich auf die beiden Großprojekte am Münchner Flughafen und auf ein elternfinanziertes Wohnheim für behinderte junge Erwachsene in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, dass ich in meinem damaligen Büro Koch und Partner realisieren konnte. Die Jugendlichen leben dort seit einigen Jahren und sind rundum happy und stolz auf Ihr Zuhause. Das ist doch ein großes Lob – auch an die Architektur.

Frage 4: Wenn Sie in Bezug auf barrierefreies Leben einen Wunsch frei hätten, wie würde dieser lauten?

Inklusion auf allen Ebenen und keine Barrieren in den Köpfen

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